Der Autor:
Reinhard Gross,
Jahrgang 1965, lebte den größten Teil seines Lebens nahe seinem Heimatort
Wipperfürth. Seit zwanzig Jahren ist er überwiegend in Brasilien zuhause und schreibt BDSM Kurzgeschichten, die unter Pseudonymen in kleineren Publikationen, Blogs und Internetportalen
erschienen sind.
Antonias Zirkel ist seine erste BDSM Erzählung.
Antonias Zirkel
Tom, der Ich-Erzähler der Geschichte, ist seit einigen Jahren mit Britta zusammen. Der
Leidenschaftshölle ihrer bisherigen Beziehungen entkommen entdecken sie sexuell neue Wege, die
sie über ungewöhnliche Orte, weitere Partner und verschiedene Klubs auch in die Welt des BDSM
führen.
Britta ist Inhaberin einer kleinen Modeboutique, Tom Vertriebsleiter für Medizinprodukte in einem
großen Konzern. Beruf wie Alltag haben beide fest im Griff, während ihre Beziehung zu stagnieren
beginnt.
Tom, der in seiner Freizeit für einen Triathlon Wettbewerb trainiert, nimmt den Leser in seine
Gedankenwelt mit und fragt sich während einer Trainingsrunde, was es ist, das die Leidenschaft
zwischen ihm und Britta bremst. „Frisst uns der Alltag? Sind wir unseren Weg gegangen? Haben
wir unsere Grenzen erreicht? Sind alle Fantasien erprobt? Wollen wir mehr und trauen uns nicht,
das auszusprechen?“, fragt er sich.
Die Annonce auf einer BDSM-Plattform erscheint in dieser Situation wie eine Verheißung.
Unter dem Pseudonym "Der Zirkel" werden Paare zum Aufbau eines kleinen BDSM-Kreises
gesucht. Auf die gut formulierte Anzeige und das interessant gestaltete Profil antwortet Tom sofort.
Wenige Wochen später finden er und Britta sich im zum SM-Refugium umgebauten Gewölbekeller
eines alten bergischen Fachwerkhauses ein.
Ihre Gastgeber sind ein ungleiches Paar. Udo, ein Rocker im klassischen Sinn, groß, massig,
tattooviert und selbstgedrehte Kippen rauchend, führt sie zunächst durch das Refugium.
Bewohnerin und Besitzerin des Hauses und ihre eigentliche Gastgeberin aber ist Toni, eine große
und sehr schlanke Blondine, die sie in einem eleganten Buisenes-Kostüm begrüßt. Tom beschreibt
dieses Treffen als eine Art Vorstellungsgespräch und Wochen später hat er die Episode beinahe
vergessen, als die Einladung zu einem weiteren Treffen kommt, bei dem sich die Mitglieder des
Zirkels kennenlernen.
Über Monate treffen sie sich im stilvollem Ambiente von Tonis Refugium, während der Zirkel sich
entwickelt. Neue Mitglieder kommen dazu, die anfänglich vorsichtigeren Veranstaltungen weichen
immer mutigeren Themenabenden, die sexuellen Praktiken werden vielfältiger, die persönlichen
Herausforderungen auch.
Das gipfelt in einer länger angekündigten besonderen Veranstaltung, zu der Britta und Tom
schließlich per Post eine Einladung erhalten.
„Euch erwartet eine Nacht der Benutzung und Unterwerfung, wie ihr sie noch nie erlebt habt. Lasst
zu Hause: Eure Wünsche und Vorlieben. Bringt nicht mit: Eure Tabus und eure Moralvorstellungen.
Wenn ihr das könnt, freuen wir uns euch als Gäste begrüßen zu dürfen.“, steht in der Einladung.
Bereits das Einladungsschreiben stellt Britta und Tom erstmals vor eine Frage, die sich ihnen wie
auch dem Leser im Verlauf dieser angekündigten Nacht immer wieder stellt: „Wie weit würdest du
gehen?“
Jene besondere Nacht beginnt damit, dass die Teilnehmer einen Mann und eine Frau auswählen, die
in dieser Nacht gedemütigt und benutzt werden sollen.
Das Ziel der Wahl kündigt Toni mit den Worten an: „….was ist es schon wert, jemanden sexuell zu
demütigen, der gedemütigt werden will? Was ist es schon, einen Sklaven zu erniedrigen, der niedrig
sein will. Etwas ganz anderes ist es, das mit jemanden zu tun, der das normalerweise nicht will. Der
Gipfel der Kunst ist es dann, wenn derjenige, der das erklärtermaßen nicht will, dabei für alle
sichtbar Lust empfindet, der dabei geil ist....“.
Erzählt aus seiner Perspektive, lässt der Protagonist Tom den Leser an den Geschehnissen dieser
Nacht teilhaben, als wäre er selbst anwesend, schenkt ihm nicht nur seine Augen, sondern lässt ihn
dabei eintauchen in die Welt seiner Empfindungen und seiner Gedanken, lässt ihn teilhaben an der
Widersprüchlichkeit seiner Gefühle, seinem Widerwillen, seiner Eifersucht, seinem Verlangen,
seiner Scham, seiner Lust und seiner Gier.
Die beschriebenen Handlungen mögen manchem Unbedarften die Schamesröte und manchen
Moralisten die Zornesröte ins Gesicht treiben. Eine erfahrene Domina würde vielleicht auch nur
milde lächeln und sagen „Alles schon erlebt“, doch so eindeutig und explizit der Text beschreibt,
stehen sexuelle und SM-Handlungen nicht im eigentlichen Mittelpunkt der Geschichte. Beschrieben
wird anhand der Ereignisse die Konfrontation des Protagonisten mit sich selbst und seine eigene
wie die Entwicklung seiner Beziehungen.
In mancherlei Hinsicht weicht das Buch von vielen gängigen Texten ab.
Toni etwa ist keine geschundene Seele, die als Kind missbraucht, ihr Trauma mit Sadismus
verarbeitet. Tom ist kein ultrareicher Manager, der seine berufliche Stärke mit Devotion beim Sex
ausgleicht. Keiner ist 25 Jahre alt und hat Jahrzehnte Erfahrung mit SM. Nicht alle Frauen in dieser
Geschichte sind gertenschlank und haben Körbchengröße DD. Unter den Männern gibt es Bäuche,
Bärte und kleine Schwänze. Kaum ein Ereignis ist Superlativ, nichts ist schwarz oder weiß und
BDSM'ler sind auch nicht irgendwie gestört.
Und trotzdem oder gerade deshalb soll und kann dieses Buch unterhalten.
Lustvoll unterhalten.